Donnerstag, 16. Mai 2002 Offener
Brief an den Vorsitzenden 11011 Berlin
Die zynische Republik Große
Koalition verhindert "Haus des Eigensinns". Als Initiatoren des "Haus des Eigensinns" müssen wir leider bekannt geben, daß dieses Projekt einer Gedenkstätte für die Opfer des systematischen ärztlichen Massenmords von 1939 bis 1949 und Museums der Wahnsinnigen Schönheit inzwischen gescheitert ist. Zugelassen wird nur Erinnerung, die das Vergessen gewährleistet Das Projekt "Haus des Eigensinns" war von Anfang an als Projekt geplant, das den Hintergrund des Massenmordens ausleuchten sollte, eine notwendige Ergänzung zum Denkmal für die ermordeten Juden Europas, das anhand der Entwicklung des nazispezifischen Gaskammermordens den kulturellen Kontext hätte sichtbar machen sollen, und offenbart hätte, warum das systematische ärztliche Massenmorden auch ohne Nazi-Herrschaft bis 1949 fortgesetzt wurde. Wir stellen fest, daß durch eine gezielte Politik der Verhinderung des "Haus des Eigensinns" durch die CDU und die SPD eine tatsächliche Erinnerung und Aufklärung über schwerste Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Deutschland unmöglich gemacht werden soll. Deshalb wird das "Denkmal für die ermordeten Juden Europas" ein Torso bleiben, das legitimatorische Bedürfnisse nach einem angeblichen Erinnern bedient, dadurch aber leider auch zum Vergessen beitragen wird: Die BRD, die zynische Republik. "Die Ermordung der Irren enthält den Schlüssel zum Juden-Pogrom..." schrieb schon am 28. August 1941 Horkheimer an Adorno. Wir fügen hinzu: der Umgang mit diesen Morden ist ein Abbild der Gesellschaft heute. Und so offenbart sie sich: Mittel werden zur Dekoration des Hörsaal der Mörder der Heidelberger Universitätspsychiatrie mit der Beutekunst von deren Opfer vergeben, statt das wertlose Grundstück Tiergartenstr. 4 in Berlin für ein "Haus des Eigensinn" zuzugestehen. Die Kräfte, die das zu verhindern versuchten, sind verschwindend marginal. (ausführliche Informationen zum "Haus des Eigensinns" hier: www.psychiatrie-erfahrene.de/eigensinn) Wenn behauptet werden sollte, diese Analyse mache Unterstellungen, so werden wir beweisen, daß nur die tatsächlichen Verhältnisse beschrieben werden: Dazu bieten wir hiermit dem Bundestag an, unsere Skulptur "Kastrierungsgedanken kommen mit Engelsmusik" als Dauerleihgabe mitten im Foyer aufzustellen (Bild anbei). Die Assamblage wurde 1999 von dem weltbekannten israelischen Bildhauer Igael Tumarkin, den die BRD mit einem Bundesverdienstkreuz versuchte zu vereinnahmen, aus Büsten des Nazi Unrechtsarzt Karl Bonhoeffer kreiert, und uns zum Geschenk gemacht. Karl Bonhoeffer veröffentlichte schon 1934! seine Lehre vom "Personenkreis der Auszumerzenden", wird aber weiter als Namensgeber der größten Anstalt und einer U- und einer S-Bahn Station in Berlin geehrt! Falls der Bundestag entkräften wollen sollte, das Organ einer zynischen Republik zu sein, so möge der Ältestenrat den Gegenbeweis antreten und entscheiden, daß unsere beiden vom Berliner Staatsschutz beschlagnahmten Skulpturen sofort freigegeben werden und die eine davon zum Sinnbild des "Missing Link" zwischen rassistischen Ideen und tätlicher Praxis wird, indem wir sie als Dauerleihgabe im Foyer aufstellen dürfen, dem gesetzgebenden Organ der Republik als Stachel der Erinnerung. Wenn noch Unklarheiten über diesen Vorschlag bestehen sollten, so bitten wir darum, sich mit Hilfe folgender Internet Websites zu informieren: www.psychiatrie-erfahrene.de/eigensinn/tumarkin.htm An dieser Stelle möchten wir nicht versäumen die offensichtlich Hauptschuldigen für das Scheitern des "Haus des Eigensinns" zu benennen:
Bedanken möchten wir uns insbesondere für die aktive Unterstützung von: Frau Lea Rosh, Frau Alice Ströver, Herrn Prof. Heinrich Fink, und stellvertretend für alle Mitglieder des Freundeskreises bei Herrn Dr. Norbert Kampe von der "Gedenkstätte Haus der Wannseekonferenz." Sie haben ihr Möglichstes getan. Ebenfalls danken möchten wir dem Stifter, dem wir nurmehr empfehlen können, seine Vermögenswerte außerhalb der zynischen Republik anzulegen, damit dieser Staat nicht auch noch zur weiteren "Enttabuisierung des Militärischen" Steuern aus seinen Einkünften ziehen kann. Mit freundlichen Grüßen Der Vorstand: gez. René Talbot gez. Uwe Pankow gez. Hartmut Seiffahrt Kopie an alle Abgeordneten des Bundestags und des Berliner Abgeordnetenhaus P.S. Bis April 2003 gab es noch keine Antwort von Thierse. Statt dessen ist ein ersten Erfolg zu verbuchen: am 17. 9. 2002 wurden die beiden Skulpturen aus der Beschlagnahmungs-"Haft" an uns entlassen. Sämtliche Ermittlungsverfahren der Staatsschutzabteilung des Landeskriminalamtes wurden eingestellt, da keine Aussicht auf Erfolg besteht, die Täter zu ermitteln, die die Charité und die damaligen Karl Bonhoeffer Klink (heute Lady Diana Clinic) von den beiden Karl Bonhoeffer Büsten befreit haben. Die Assemblagen von Igael Tumarkin mußten an uns zurückgegeben werden, obwohl Mitglieder von uns (siehe Titelbild Irren-Offensive Nr. 11) verdächtigt wurden, die Täter gewesen zu sein - es sind neue Kunstwerke, die neues Eigentum begründen, das uns der Künstler als Urheber geschenkt hatte. Auch wenn die gestohlenen Büsten dabei verwendet wurden, so ist deren formgegebene Existenz und damit das Eigentum an ihnen untergegangen. Ein finanzieller Restitutionsanspruch bestünde nur gegen überführte Täter. Darüber hinaus wurde uns die Bildmappe der Ermittlungsbehörde übergeben! Eine nette Geste des LKA :-)
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Kontinuitäten einer "Zynischen Republik" und deren Beutekunst im Hörsaal der Mörder, der sog. "Prinzhorn Sammlung" in der Heidelberger Universität: Bestenfalls Chirurgen und Universitätsexperten dürfte der Name
Karl Heinrich Bauer noch gegenwärtig sein NS-Experte für
die rassistische Vererbungslehre. 1934 schlug er in Fachzeitschriften
als Hauptmittel zur Erreichung des »edlen Zieles der Erbgesundheitspflege,
nämlich der Ausmerze von Erbübeln« die »Unfruchtbarmachung
schwer Erbkranker« vor. Das prädestinierte ihn u. a. zur Mitarbeit
im »Wissenschaftlichen Beirat« des im Nürnberger Ärzteprozeß
wegen seiner Verantwortung für die medizinischen Verbrechen des Regimes
zum Tode verurteilten obersten Nazimediziners Karl Brandt und 1946
für die Berufung zum ersten Nachkriegsrektor der Universität
Heidelberg, deren Ehrensenator er später wurde. |
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(Vereinsregister Amtsgericht Charlottenburg Berlin Nr. 16049 Nz)
Stand: November 2003