Presseerklärung: Freude über das Geschenk von Igael Tumarkin, Israel

Mit großer Freude können wir bekannt geben, daß der weltbekannte israelische Bildhauer Igael Tumarkin dem Landesverband Psychiatrie-Erfahrener Berlin-Brandenburg zwei Bronzeskupturen vermacht hat! Dieses wertvolle Geschenk hat seine besondere Bedeutung dadurch, daß den Skulpturen die Transformation zweier Büsten von Karl Bonhoeffer zugrundeliegt. Die eine war bis zum Herbst 1998 im Karl Bonhoeffer Raum in der Psychiatrie der Charité (heute Gert Postel Raum), die andere befand sich am Zugangsweg auf dem Gelände der Lady-Diana-Clinic (frühere Karl Bonhoeffer Nervenklinik). Der Landesverband ist inzwischen zu der Überzeugung gekommen, daß die Büsten vom einem Geheimdienst geraubt wurden. Erst aufgrund dessen telefonischer Ankündigung dies zu tun, erfolgte die Umbenennung des Raumes in Gert Postel Raum und die Umbennenung der Klinik in Lady-Diana-Clinic durch den Landesverband.

Wie sonst hätten die Büsten völlig überraschend in Israel wieder auftauchen können! Dies läßt auf einen ausgefeilten Plan schließen, wie er nur von trainierten Spezialisten eines staatlichen Geheimdienstes erwartet werden kann, handelt es sich doch gerade bei der Lady-Diana-Clinic immerhin um eine Justizvollzugsanstalt mit hochgesicherten Zuchthaustrakten, die ständig in der höchsten Sicherungsstufe überwacht werden. Schließlich befindet sich dort die Forensik, die den negativen Vorurteilen der Bürger mit neuester Überwachungstechnik begegnet.

Wie in der letzten Ausgabe unserer Zeitung berichtet, ist Karl Bonhoeffer ein Nazi-Unrechtsarzt der allerersten Garnitur! Er hat nicht nur seriell Gutachten für Zwangssterilisationen geschrieben, war Richter am Erbgesundheitsobergericht (dies tat er aus Begeisterung auch noch nach seiner Pensionierung), sondern er wurde sogar noch am 18.8.1942 von Hitler zum außerordentlichen Mitglied des wissenschaftlichen Senats des Heeres-Sanitäts-Wesen ernannt.
Im Oktober 1946 wurde er in den wissenschaftlichen Senat bei der Zentralverwaltung für das Gesundheitswesen der sowjetisch besetzten Zone befördert. Karl Bonhoeffer war damit an mitverantwortlicher Stelle für das massenweise Hungermorden in den psychiatrischen Internierungslagern in dieser Zone.

Die Umbennenung und der Raub der Büsten war längst überfällig - es beschämt uns geradezu, daß wir erst auf diese Intervention eines ausländischen Geheimdienstes warten mußten, und nicht allein aus eigener Kraft zu diesem Schritt in der Lage waren.

Wir möchten uns mit dem Vorschlag einer Dauerleihgabe der Skulptur "Kastrierungsgedanken kommen mit Engelmusik" an der Denkmalsdiskussion im Max Delbrück Centrum in Berlin-Buch beteiligen. Nach der öffentlichen Präsentation eines Skulpturentwurfs von Frau Anna Schwarzbach möchten wir uns entschieden gegen ein opferbezogenes, sondern für ein täterbezogenes Denkmal in Berlin-Buch aussprechen. Frau Anna Schwarzbachs Entwurf "In Ehrfurcht vor dem Schwächeren" manifestiert in der Festschreibung und Konzentration auf einen "Schwächeren" eine Opferrolle, und reproduziert damit reaktionär herrschende Verhältnisse, anstatt auf das Verbrechen der Kaiser Wilhelm Gesellschaft und die Schuld der "Wissenschaft" hinzuweisen. Und unser Vorschlag stellt einen unmittelbaren Bezug zur heutigen Realität her - bezieht sich das Max-Delbrück-Centrum in Buch tatsächlich in seinen Werbebroschüren noch immer positiv auf Karl Bonhoeffer!

Für die Öffentlichkeit hat unser Vorschlag nicht nur den Vorteil, daß er sie nichts kostet! Die dort arbeitenden Genom-Wissenschaftler werden bei jedem Vorbeigehen an der Skulptur erinnert, wie bis heute hochangesehene Professoren zutiefst in die Verbrechen einer antihumanen Wissenschaft und Medizin involviert sind. Außerdem könnte die Öffentlichkeit damit ihre Scham zum Ausdruck bringen, daß unser Werner-Fuß-Zentrum vom Staatsschutz (Abteilung Karl Bonhoeffer Schutztruppe) durchsucht wurde, was auf dem folgenschweren Irrtum beruhte, ein Nazi-Unrechtsarzt müßte vom Staat geschützt werden (wir vermuten allerdings, daß es KEINE Dr. Mengele Schutztruppe mehr gibt).

Die etwas poetischere Skulptur "Der Professor, das Opfer, der heilige Kelch" schlagen wir als Dauerleihgabe für das Foyer des Bundestags vor. Dort könnte sie für alle diskriminierten Minderheiten als Indikator dafür stehen, wie die Stimmung in diesem Land ist: wird versucht sie aus dem Foyer zu entfernen, sollte vorsichtshalber eine Imigration geplant werden, bevor sich die Mehrheit mit rassistischen Motiven wieder zu einem Vernichtungsfeldzug gegen die Devianten aufmacht.

Der Vorstand des Landesverbands Psychiatrie-Erfahrener Berlin-Brandenburg

Igael Tumarkin ist Künstler von Weltrang, wie seine zahlreichen internationalen Preise und Ausstellungen beweisen:

1961, 1966, 1978, 1982, 1999 - Israel Museum, Jerusalem
1963 - 1. Preis Hulekat Monument Wettbewerb
1964 - The Holocaust Monument, Upper Nazareth
1964 - Bienalle Venedig
1967 - Bienalle Sao Paulo
1968 - Sandberg Preis, Israel Museum, Jerusalem
1968 - 1. Preis Seamen Monument Competition
1971 - 1. Preis Monument of the Holocaust and Revival Tel-Aviv
1972 - For the Fallen, das Jordantal
1974 - Jewish Museum, New York
1978 - Rijeka International Drawing Show, Yugoslavia
1984 - Cavaliere Ufficiale nell'Ordine al Merito della Republica Italiana, verliehen durch den italienischen Präsidenten
1989 - Brecht Portrait - Hof des Berlin Museums
1990 - Guest of the Japan Foundation
1992 - The Rodin Grand Prize, des 4. Rodin Grand Prize Wettbewerbs
1992 und 1994 - Ausstellung Hakone - Open-Air Museum, Japan
1997 - Das Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland, verliehen durch den deutschen Präsidenten
1998 - The Freedom for Israel Prize - The Anni and Heinrich Sussmann Foundation, Wien

"Von der roten Rosa bis zur dicken Berta", eine Plastik von Igael Tumarkin, befindet sich auf einer Verkehrsinsel der Berliner Bundesallee.

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